Gartentherapie
Allgemeines
Zur Bedeutung, Gestaltung und Entstehung der Gartentherapie gibt es schlaue Internetseiten, bspw. die der Internationalen Gesellschaft GartenTherapie
Tatsächlich geht es bei der Gartentherapie nicht darum, den Garten zu therapieren, sondern Menschen werden in einem Garten durch unterschiedliche Angebote oder Erlebnisse oder anderswo mit Gartenelementen durch eine Fachperson aktiviert.
Dabei ist Gärtnern an sich etwas Uraltes, so bekamen bspw. Adam und Eva im biblischen Garten Eden von Gott die Aufgabe, die unterschiedlichen Pflanzen und Tiere zu benennen und zu nutzen. Von (Jägern und) Sammlern haben wir Menschen uns dann vor Jahrtausenden zu Gärtnern bzw. Ackerbauern entwickelt…
Gartentherapie gibt es tatsächlich auch schon länger, doch in den letzten Jahren erfährt sie einen deutlichen Aufschwung und sowohl die Fortbildungs- als auch die Studienangebote (im Ausland) nehmen zu. Die USA, Schweiz und Österreich sind in dieser Richtung sehr aktiv und auch bei uns wächst die „Szene“. Vor vielen Jahren durfte ich Andreas Niepel kennen lernen, einer der hauptsächlichen Motoren in Sachen Gartentherapie in Deutschland und bestens international vernetzt. Den Therapiegarten der Klinik Holthausen bei Hattingen, den er maßgeblich gestaltet und gartentherapeutisch nutzt, habe ich mehrfach besucht und war jedes Mal beeindruckt über die Möglichkeiten, die sich dort bieten bzw. die Andreas und Team dort geschaffen haben und noch immer schaffen.
Ich selber schätze die wohltuende, entspannende und gesundheitsfördernde Wirkung von Grün in jeder Form, egal ob ich nur aus dem Fenster schaue, spazieren gehe, Beeren sammle, Pflanzen bestimme, Blumen pflücke oder in meinem Garten herumwerkle… Die Möglichkeiten, therapeutische Erfolge mit Hilfe von Pflanzen und Gartenaktivitäten bzw. Gartenaufenthalten zu erzielen sind vielfältig. Bei sehr eingeschränkten Personen bleibt die Sinnesarbeit, im Zweifelsfall kommt der Gruß aus der Natur bzw. aus dem Garten an das Pflegebett – oder das Pflegebett kommt hinaus in den Garten!
Im Verlauf des FirmenGärten-Wettbewerbs 2017 Gesundheit – Pflege – Therapie in Niedersachsen und Bremen war ich in der Jury aktiv und habe etliche der teilnehmenden Einrichtungen mit ihren Therapiegärten besucht, was meinen gartentherapeutischen Horizont geweitet hat. Sehen Sie selbst!
Auch die Privatgärten mehrerer anderer RollifahrerInnen, zum Teil ehemalige Rollstuhlfecht-KollegInnen, habe ich über die Jahre besucht und gestaunt, was Menschen mit Handicap auf ihrem Stückchen Land erschaffen können.
Rhabarberente mit Benno in meinem persönlichen Therapiegarten
Persönliches
Ich selber habe während meiner Staudengärtnerlehre gemerkt, wie wohltuend gärtnerisches Arbeiten ist – vor und nach meiner Lehrzeit hatte ich eine chronische Darmkrankheit, die mir reichlich Beschwerden bereitet hat, während der zweijährigen Lehrzeit war ich jedoch total gesund! Ich hatte noch nicht mal einen Schnupfen, höchstens ab und zu Rückenschmerzen wegen des vielen Hebens. Diese positive Gartenerfahrung hat mich sehr beeindruckt, bis heute!
Und wer kenn das nicht – man grübelt über Probleme oder kommt gestresst nach Hause – erstmal in den Garten gehen, runterkommen, schauen, was sich inzwischen entwickelt hat… dann die Finger in die Erde stecken und eintauchen ins Grün – schon fließen alle unguten Energien ab und sind weg 🙂
Der Inbegriff eines perfekten Tages ist für mich bei angenehmen Wetter in meinem Paradiesgärtlein herumzuwurschteln, komplett die Zeit zu vergessen und mich eins zu fühlen mit der Schöpfung um mich herum. Herrlich.
Ein Garten kann ein super Ansporn sein, nach draußen zu gehen und aktiv zu werden. Frische Luft, Bewegung, Entscheidungen treffen, Verantwortung für die Gartengeschöpfe übernehmen, planen, dies mit anderen Personen teilen oder gemeinsam tun… kann helfen, sich aus Passivität, Depression oder/und Isolation herauszuentwickeln. Das merke ich bei mir selber – ich halte mich im Sommerhalbjahr lieber draußen als drinnen auf und in meinem Garten sieht es oft besser aus als in meiner Wohnung… Trotz Schmerzen und Unwohlsein in den Garten gehen und dort ausprobieren, was gerade kräftemäßig möglich ist ist eine sehr gute Eigentherapie für mich 🙂
In meinem Garten versuche ich, möglichst alle Sinne wohltuend anzusprechen, ganz im Sinne der Gartentherapie
-Sehen: die Schönheit liegt im Auge des/der Betrachtenden…
-Hören: Gräserrascheln, Klangspiele, Wasserplätschern, Vogelpiepen…
-Riechen: weckt sofort Erinnerungen und/oder Emotionen, sogar aus frühester Kindheit! Ich liebe duftende Blüten und Blätter, doch auch den Geruch von frischer Gartenerde oder Waldboden… Übrigens: Rosenblüten können sehr unterschiedlich riechen und schmecken!
-Schmecken: Ich stecke fast alle meine Gartenpflanzen in den Mund um sie „ganz“ kennen zu lernen – scharfen Thymian, borstigen Beinwell, süße Walderdbeeren, lakritzartige Süßdolde…
-Fühlen: samtiges Eselsohr, haariger Frauenmantel, glatter Bärlauch, pieksender Bärenklau, ledriger Salbei, stachelige Rose,…
Und egal ob ich arbeite, Besuch empfange oder ausruhen möchte – für jedes Vorhaben soll mein Garten den richtigen Rahmen bieten!